8.1.2019 Puyuhuapi – Villa Santa Lucia
In der Nacht heulen die Sirenen und mir kommen Gedanken, es könnte eine Tsunami Warnung sein. Da ich keine aufgeregten Menschen höre oder viele Autos fahren, lege ich mich wieder hin und versuche weiter zu schlafen. Doch plötzlich wackelt mein Bett für einige Zeit. Nicht all zu doll, aber immerhin merkbar. Also erneut versuchen einzuschlafen, obwohl es wohl ein leichtes Erdbeben war.
Verschlafe und höre meinen Wecker auch nicht. Hatte extra das Frühstück um 7 Uhr bestellt, um früh los zu kommen. So wird es 7:15 Uhr, es sind zwar noch keine Taschen gepackt, aber das Frühstück ist wieder extraklasse. Zwei Spiegeleier, Brot, Fruchtsalat, Butter, Marmelade und Kaffee von allem so viel man mag.
Gut gestärkt mache ich mich auf den Weg. Der Schneefallgrenze in den Bergen ist ziemlich weit gesunken, 200 m höher und ich müsste durch Schnee fahren. Leider fängt es wieder an zu regnen und meine Handschuhe sind durchnässt. Bei 3 Grad nicht gerade angenehm. Meine Beine werden auch nass, da ich keine Regenhose dabei habe. In den Schuhen steht bald auch schon das Wasser, obwohl ich Überschuhe trage, aber von den Beinlingen läuft das Wasser leider in die Schuhe. An anhalten ist nicht zu denken, denn wenn man dabei dann ganz auskühlt, würde man seinen Körper nicht mehr warm bekommen. Bin aber nicht der einzige, der bei dem Wetter unterwegs ist. Die Wetterapp hatte ja auch eigentlich kaum Regen angesagt und es sollte zunehmend freundlicher werden. Die vielen Radfahrer die entgegenkommen werden nur flüchtig begrüsst. In La Junta halte ich nicht an um nicht auszukühlen. Sind ja nur 116 km bis Villa Santa Lucia. Völlig erschöpft, ausgehungert und unterkühlt komme ich an, stürme den nächsten Supermarkt um einen Kaffee zu trinken und eine Empanada zu essen. Einer Australierin erging es gleich und so sitzen wir vorm Supermarkt und versuchen wieder zu Kräften zu kommen. Zusammen suchen wir eine Unterkunft und treffen dort auf Thomas aus Frankreich, den ich im Refugio vor zwei Tagen bereits getroffen hatte. Über den Pass hat er sich von Polizisten mitnehmen lassen, da sein Hinterrad immerzu durchrutschte. Jetzt sitzen wir hier für den heutigen Tag in Villa Santa Lucia fest. Der Ort, der vor einem Jahr von einem mächtigen Erdrutsch heimgesucht wurde. Man sieht viel von der Verwüstung, Schlammmassen und zerstörte Häuser, sowie Einzelteile von Häusern aus dem Erdreich herausschauen.